Quelle: Gartenfreund November, Detlef Steiniker
Kleingartenkonzept 2030
Bestehendes erhalten und Neues schaffen
Der erste Schritt ist geschafft. Am 28. Juni 2023 beschloss der Rat der Stadt Wolfsburg für die Wolfsburger Kleingartenanlagen das Kleingartenkonzept 2030. Begonnen hat alles auf einem Seminar des Landesverbandes Niedersächsischer Gartenfreunde (LNG) im Herbst 2017 in Soltau. Dort stellten Vertreter der Verwaltung der Stadt Hannover ihr brandneues Kleingartenkonzept vor. Sie berichteten über den hohen Stellenwert der Kleingartenanlagen im Stadtgebiet, dem Umgang bei Veränderungen und die notwendigen Unterstützungsmaßnahmen der Stadt Hannover, um die Nachhaltigkeit der Kleingärtnervereine zu erhalten und zu erhöhen.
Im Frühjahr 2018 stellte der Bezirksverband der Verwaltung die Idee eines Kleingartenkonzeptes für Wolfsburg vor. Die Verwaltung war zuerst nicht sonderlich begeistert von der Erstellung eines solchen Konzeptes. Aber begleitende Umstände wie die Vereinbarung zur Nordhoffachse, der Neubau der Abwassersysteme und die Neubaugebiete Hellwinkel und Steimkergärten führten zu einem Umdenken. Im ersten Halbjahr 2018 wurde die Ausschreibung zur Erstellung eines Kleingartenkonzeptes an geeignete Firmen verschickt. Die Angebote lagen im Herbst vor. 2019 erfolgte die Vergabe an die Büros „Ginkgo, Garten- und Landschaftsarchitektur – Stadt und Raumplanung“ und „Blattwerk Landschaftsarchitektur & Ingenieure“.
Federführend war Frau Prof. Dr. Gerlinde Krause, Sprecherin des Beirates des BKD (Bundesverband der Kleingärtnervereine Deutschlands). In dem Kleingartenkonzept sollten allgemeine Aspekte, wie die Bedeutung für die Stadt Wolfsburg, rechtliche Grundlagen, eine Bestandserfassung und Analyse, eine qualitative Bewertung der Bestandsanlagen mit Handlungsempfehlungen sowie die zukünftige Entwicklung des Wolfsburger Kleingartenwesens aufgezeigt und die dafür erforderlichen Maßnahmen dargestellt werden.
Bedingt durch die Corona-Einschränkungen, konnte der Entwurf des Kleingartenkonzeptes erst Mitte 2021 allen Beteiligten vorgestellt werden. Natürlich gab es durch die Verwaltung und den Bezirksverband noch Anpassungen des Entwurfes. Aber 2022 war das Konzept final fertig und wurde an die Auftraggeber, die Verwaltung der Stadt Wolfsburg und den Bezirksverband übergeben. Nun begann der politische Teil. Da in allen Ortsteilen der Stadt Wolfsburg Kleingärtnervereine ansässig sind, musste das Konzept 13 Ortsräten, diversen Stadtausschüssen wie Finanz-, Planungs-, Bau- und Umweltausschuss vorgestellt werden. Der abschließende Beschluss wurde am 28. Juni 2023 im Rat der Stadt Wolfsburg gefällt.
Die wichtigste Aussage in dem Kleingartenkonzept ist, dass selbst der heutige Bedarf an Kleingärten, durch die dynamische Stadtentwicklung und natürlich durch die Corona-Zeit, bei weitem nicht gedeckt ist. Bei einem Versorgungsgrad von einem Kleingarten auf 14 Geschosswohnungen, fehlen zurzeit in Wolfsburg
731 Kleingärten. Aus der bis zum Jahr 2029 prognostizierten Steigerung der Anzahl von Geschosswohnungen, ergibt sich ein Fehlbedarf von 974 Kleingärten.
Bestandsanalyse vor Ort
In den bestehenden Kleingartenanlagen wurde durch Vorortbegehungen eine Bestandsanalyse durchgeführt. Bewertet wurden unter anderem die Größe, Erreichbarkeit, die ökologische Situation und weitere Punkte in den vorhandenen Kleingartenanlagen. Aus der Bestandsanalyse wurden für jeden Kleingartenverein Vorschläge zur Verbesserung und Steigerung der Attraktivität der jeweiligen Kleingartenanlage erarbeitet.
Da geeignete Flächen für neue Kleingartenanlagen in Wolfsburg äußerst rar sind, ist die Sicherung von Erweiterungs- und Ersatzflächen ein entschiedener Faktor. Hier sind in dem Flächennutzungsplan 2020plus drei Flächen in den Stadtteilen Reislingen, Mörse und Fallersleben vorgehalten. Diese entsprechen einer Gesamtfläche von ca. 334.000 m2. Selbst diese Flächen würden nicht für den prognostizierten Fehlbedarf von 974 Kleingärten ausreichen.
Erste Ziele bis 2026 umsetzen
Aus dem vorliegenden Kleingartenkonzept 2030 soll gemäß Ratsbeschluss vom 28. Juni 2023 folgendes bis 2026 umgesetzt werden:
• Planung und Entwicklung von ein bis zwei Kleingartenanlagen (150–200 Parzellen)
• Weitere Kleingartenentwicklungen im Bedarfsfall bis 2030
• Strukturelle Entwicklung der bestehenden Kleingartenanlagen
Die notwendigen Maßnahmen werden in einer Arbeitsgruppe „Kleingartenentwicklung“, in Zusammenarbeit der Verwaltung der Stadt Wolfsburg, des Bezirksverbands und der Wolfsburger Kleingärtner, erarbeitet. Diese Arbeitsgruppe legt gemeinsam die neuen Standorte fest und erstellt die notwendigen Kostenschätzungen. Die Verwaltung der Stadt Wolfsburg wird die notwendigen finanziellen Mittel in ihrem Haushalt vorsehen. Dann werden die zu erwartenden Kosten durch eine gesonderte Vorlage dem Rat der Stadt Wolfsburg bis zum nächsten Haushaltsbeschluss in 2024 zur Entscheidung vorgelegt.
Diese Umsetzung der im Kleingartenkonzept beschriebenen Maßnahmen wird sicherlich keine einfache Aufgabe sein und viel Arbeit und Einsatz erfordern. Aber nun haben die Wolfsburger Kleingärtnervereine die Möglichkeit, das Kleingartenwesen wesentlich zu verbessern. Für die vielen Bewerber um eine Parzelle, ist nun eine Perspektive vorhanden und die Bestandsanlagen haben die Möglichkeit, ihre Kleingartenanlage strukturell zu verbessern.
Detlef Steiniker
BV Wolfsburg
und Umgebung