Bezirksverband der Kleingärtner Wolfsburg und Umgebung e.V.
Tipps für den Garten
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Verfasst am 29.10.2020 um 15:40 Uhr

Stauden und Blumenzwiebeln - Blütenpracht für das ganze Jahr

Wählen Sie Pflanzen aus, die sich in Wachstum und Farbe ergänzen. Dies wirkt besonders harmonisch.

Kaum eine andere Pflanzengruppe bietet durch ihre vielen Blütenformen und -farben, ihre verschiedenen Blätter, Wuchshöhen und Blütezeitpunkte so viele Gestaltungsmöglichkeiten wie die Gruppe der Stauden und Blumenzwiebeln. Ob der Standort sonnig oder schattig, der Boden eher trocken oder doch feucht ist, für jeden Platz im Garten gibt es geeignete Pflanzen.

Und, wenn der Garten im bevorstehenden Herbst und Winter vielleicht häufig doch recht trostlos und trist wirken mag, ist die Vorfreude auf das erste frische Grün mit zarten Knospen umso größer, wenn es im zeitigen Frühjahr aus dem Boden sprießt. Grundlage hierfür sind die unterirdischen Pflanzenorgane, mit deren Hilfe die Pflanzen im Boden überwintern, um im Frühjahr mit neuer Kraft ihre Blüten und Blätter auszutreiben und das Ende des Winters zu verkünden.


Heimische Stauden verwenden

Bei der Gestaltung eines Staudenbeetes ist es sinnvoll, sich auf heimische Stauden zu konzentrieren. Sie sind an unser Klima am besten angepasst und daher meist sehr pflegeleicht und mit relativ wenig Aufwand zu kultivieren.

Zu den beliebten, heimischen Stauden gehören beispielsweise die Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium), der Blaue Berg-Eisenhut (Aconitum napellus), als Bodendecker der Kriechende Günsel (Ajuga reptans), der Gewöhnliche Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora) oder das Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), sowie der Wald-Geißbart (Aruncus dioicus), die Große Sterndolde (Astrantia major), die Nessel-Glockenblume (Campanula trachelium), die Berg-Flockenblume (Centaurea montana), das Maiglöckchen (Convallaria majalis) und viele Fingerhüte (Digitalis).

Arten, deren Heimat in südlicheren Regionen liegt, haben den Nachteil, dass sie in unseren Breiten häufig nur bedingt winterhart sind, obwohl sie in ihrer Heimat zu den ausdauernden Stauden gehören. Hierzu zählen viele Fackellilien (Kniphofia) oder Schmucklilien (Agapanthus). Für solche Exoten sind dann zusätzliche Schutzmaßnahmen durch Vliese oder Mulchschichten nötig. Bei sehr empfindlichen Exoten bleibt Ihnen nur eine jährliche Neuanschaffung oder die Überwinterung im Haus. Den Aufwand für einen notwendigen Transport sollten Sie also bereits vor der Anschaffung bedenken. Hier ist dann auch durchaus von Vorteil, wenn diese Pflanzen im Kübel kultiviert werden. Das jährliche Ein- und Ausgraben entfällt dann. Ein weiterer Vorteil bei der Wahl von heimischen Pflanzen ist, dass viele Tiere, wie Schmetterlinge, Bienen und Käfer auf diese Pflanzen als Nahrungsquelle spezialisiert sind und dort Pollen und Nektar finden. Somit leisten Sie außerdem einen wertvollen Beitrag, die heimische Tierwelt mit Nahrung zu unterstützen.


Ein geschlossenes Staudenbeet mit harmonischen Übergängen ist besonders pflegeleicht. Außerdem unterdrückt es wirkungsvoll das Wachstum unerwünschter Beikräuter.


Standort analysieren

Damit die auserwählten Pflanzen im eigenen Garten auch zu voller Pracht erblühen, ist es wichtig, die Ansprüche zu beachten, welche sie an ihren Standort stellen. Hierbei sollten Sie berücksichtigen, ob sie lieber im Schatten gedeihen oder volle Sonne bevorzugen, der Boden eher trocken oder feucht sein sollte und welchen Nährstoffbedarf die Pflanzen haben. Wenn diese Faktoren bedacht werden, ist der Grundstein für ein üppiges Staudenbeet bereits gelegt. Als Hilfestellung dient hierfür das Etikett an der Pflanze oder auch der Rat von Ihrem Fachberater. Wenn Sie ein Staudenbeet planen und anlegen möchten, ist es grundsätzlich ratsam zuerst den vorhandenen Standort zu analysieren und dann die passenden Pflanzen hierfür auszuwählen - nicht umgekehrt. Wenn Sie sich nämlich eine Pflanze aussuchen und danach auf die Suche nach dem passenden Plätzchen im ihrem Garten begeben, funktioniert dies in den seltensten Fällen.


Die Mischung macht’s

Damit Sie sich das ganze Jahr über an ihrem Beet erfreuen können, ist es wichtig, Pflanzen zu kombinieren, die unterschiedliche Blütezeiten haben. Dies sollten Sie bereits im Herbst bei der Pflanzung der Blumenzwiebeln bedenken. Wählen Sie Frühblüher wie Winterlinge, Schneeglöckchen oder auch Krokus, können Sie sich bereits im sehr zeitigen Frühjahr an Farbtupfern im eigenen Garten erfreuen, selbst wenn die Temperaturen draußen noch eher winterlich sind. Sie sind die ersten Vorboten, die das neue Gartenjahr einläuten und Lust auf den Frühling machen. Wenn sich die Sonne dann langsam öfter zeigt, folgen Anemonen, Narzissen und Tulpen. Zierlauch bietet einen gelungenen Übergang zu den klassischen Stauden, welche uns bereits ab Juni/Juli mit ihrer Blütenpracht und/oder üppigem Blattwerk erfreuen. Da die Bandbreite an verschiedenen Zierlauchsorten sehr groß ist, können Sie sich nahezu den ganzen Sommer lang daran erfreuen. Besonders schön kommen diese Blüten zur Geltung, wenn als Unterpflanzung flache Blüh- oder Blattpflanzen wie Hornveilchen (Viola cornuta) , Funkien (Hosta) oder Frauenmantel (Alchemilla) gewählt werden, über welchen die Kugeln scheinbar zu schweben scheinen. Auch die ausgeblühten Kugeln sind sehr dekorativ und können noch eine zeitlang an der Pflanze belassen werden. Abgeschnitten und getrocknet sind sie auch für zuhause eine hübsche Dekoration.

Da viele Zwiebelblumen, wie z.B. Tulpen oder Narzissen auch nach der Blüte ihre Blätter noch eine ganze Zeit halten, und erst nach und nach vergilben, sollten sie mit Stauden kombiniert werden, welche zunächst ein hübsches Laub ausbilden. Bei den Zwiebeln sollten Sie die Blätter nämlich erst entfernen, wenn sie vollständig braun sind und sich leicht abzupfen lassen. Dann erst sind die Pflanzenstoffe zurück in die Zwiebel gewandert, wo sie im folgenden Jahr die Grundlage für einen erneuten Austrieb und eine reiche Blüte bilden. Für eine solche Kombination bieten sich beispielsweise Funkien (Hosta) oder Purpurglöckchen (Heuchera) an, welche es in verschiedenen Blatt- und Blütenfarben gibt. Je nach Sorte sind sie entweder reine Schattenpflanzen oder auch durchaus sonnenverträglich.


Höhenstaffelung im Staudenbeet. Besonders schön wirken die Pflanzen, wenn sie in Gruppen gesetzt werden, welche sich im Beet wiederholen.

Höhenstaffelung im Beet

Ein ebenfalls wichtiger Aspekt bei der Anlegung eines Staudenbeetes ist die Berücksichtigung der Wuchshöhe. So können hohe Pflanzen wie Stockrosen oder Steppenkerzen wunderbar vor einer Hauswand gedeihen oder als Hintergrundpflanzen das Staudenbeet begrenzen. Davor werden mittelhohe Stauden gepflanzt und im Vordergrund die niedrigeren, häufig polsterförmig wachsenden Pflanzen. Hierbei handelt es sich um die in Staudenbeeten klassische „Höhenstaffelung“. Damit die Blüten besonders schön zur Geltung kommen, sollten die Pflanzen möglichst in Gruppen arrangiert werden. Sehr harmonisch wirkt eine solche Pflanzung, wenn sich größere und kleinere Gruppen wiederholen. Mischen Sie nicht zu viele unterschiedliche Pflanzen und Blütenfarben in einem Beet. Dies wirkt häufig eher unruhig. Pflanzen, die nicht in Gruppen, sondern einzeln gepflanzt werden, nennt man Solitärstauden. Sie zeichnen sich meist durch eine große Wuchshöhe und/oder besonders ausdrucksvolle Blüten oder Blätter aus und prägen dadurch das Staudenbeet sehr deutlich. Hierzu gehören zum Beispiel Rittersporn oder Lupine.


Leitstauden, Begleitstauden, Füllpflanzen

Leitstauden haben im Beet eine besonders wichtige Aufgabe. Sie bilden das Grundgerüst und zeichnen sich meist durch lange Blütezeiten oder eine auffällige Wuchsform aus. Hierzu zählen Rittersporn, Astern oder Sonnenblumen. Um sie herum werden niedrigere Stauden arrangiert, die sogenannten Begleitstauden. Sie sollten in Bezug auf Blütenfarbe, -zeitpunkt und Habitus auf die Leitstauden abgestimmt werden. Damit das Staudenbeet geschlossen wirkt, werden zuletzt noch Füllpfanzen gesetzt. Sie schließen die letzten Lücken und bilden so einen Übergang zwischen den einzelnen Pflanzen. Achten Sie bei der Pflanzenauswahl darauf, dass sich die Pflanzen in einer sogenannten Blühfolge befinden. Das bedeutet, dass nicht alle Pflanzen gleichzeitig blühen, sondern nacheinander. So haben Sie nicht nur über das ganze Jahr Freude an Ihrem Staudenbeet, sondern halten auch für Blütenbesucher, wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge über einen langen Zeitraum ein wertvolles Nahrungsangebot bereit.


Stauden brauchen Raum und Zeit

Staudenbeete benötigen häufig ein wenig Zeit, um sich in ihrer vollen Pracht entfalten zu können. Deshalb ist es wichtig, den Pflanzen genügend Raum dafür zu geben und sie nicht von vornherein zu dicht zu pflanzen. Sonst ist kurze Zeit nach dem Anlegen des Beetes bereits der nächste Eingriff nötig, um die Pflanzen zu teilen und dadurch zu verkleinern.

Eine Teilung der Stauden dient neben der Verkleinerung aber auch gleichzeitig der Vermeidung von Verkahlung. Einige Stauden, vor allem Polsterstauden, wie Polsterphlox oder Polsterthymian neigen dazu, von innen heraus kahl zu werden. Deshalb sollten nach der Blüte entweder die Ränder abgestochen, oder auch die ganze Pflanze an sich geteilt werden. 

Ein schöner Nebeneffekt der Teilung ist, dass ein Stückchen aus dem eigenen Garten an Freunde und Nachbarn verschenkt und weitergegeben werden kann. Und, was beim Nachbarn im Garten gut wächst, hat auch gute Chancen, in Ihrem Garten zu gedeihen. Wenn Ihnen bei Ihrem Nachbarn im Garten eine Pflanze besonders gut gefällt, scheuen Sie sich nicht und fragen Sie ihn, ob er Ihnen ein Stücken davon für Ihren Garten gibt, er wird sicher nicht „nein“ sagen. Probieren Sie es aus!


Miriam Soboll


Dahlien bedeuten Vielfalt in Form und Farbe. Auch wenn die beliebten Pflanzen bei uns nicht winterhart sind und eine Überwinterung im Haus notwendig ist.



Fotos: Soboll